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Bergwerk
Erläuterungen zum Stollensystem
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Von links unten nach rechts oben im Bild verlaufender Haupstollen. Von diesem zweigen bei Laufmeter 115, 155, 186 und 226 jeweils beidseitig Querstollen entlang der durch den Berg verlaufenden "Quarzgänge" ab.
(Dastellung nach Plänen von Herbst 1944 sowie eigenen Bestandsaufnahmen. Ausrichtung der Skizze nach Norden)
  • Das Bergwerksystem wird erschlossen durch einen von SW nach NO verlaufenden Hauptstollen.
  • Westlich in unmittelbarer Nähe des Eingangsbereichs zweigen zwei Schrägstollen in die einige Meter tiefer gelegene Seilbahnstation ab. Der südlichere Schrägstollen hätte einen Schrägaufzug aufnehmen sollen, der nördliche einen Erzbunker zum Befüllen der unter diesem vorbeifahrenden Seilbahnloren.
  • Die Loren der (nie fertiggestellten Seilbahn) wären bergwärts kommend ausserhalb des Tunnelsystems vom Seil abgekuppelt und anschliessend entlang des (in obiger Skizze rot eingezeichneten) südlichen Hängegleises in den Berg eingefahren. Nachdem zwei Abzweige zum Werkstattgleis und zum Schrägaufzug passiert sind, erfolgt der Umaluf und das Befüllen mit Erzgut. Sodann fährt die Lore wieder ins Freie auf die Einkuppelstelle der Seilbahn und mit dieser hinab ins Tal.
  • Östlichen des Hauptstollens finden sich entlang der ersten hundert Meter Kavernen zur Hochspannungstransformation, zur Drucklufterzeugung, zur Rückkühlung der Druckluft für die bis zu drei gleichzeitig arbeitenden Vortriebsmannschaften sowie ein Wasserhochbehälter. Diese Anlagen gingen jedoch nur teilweise in Betrieb und wurden bis dahin in vorläufigen aber unzureichenden Kavernen platziert (nordöstlichste Kavernen im Haupstollen).
  • Querstollen wurden entlang erfolgsversprechender "Quarzgänge" geschlagen. Diese kann man sich als wenige Zentimeter bis Dezimeter dünne jedoch den gesamnten Granitberg nahezu vertikal durchtschneidende Quarzplatten vorstellen.  Im Freien sind aus hinreichender Entfernung selbige Quarzgänge als vertikale und über die gesamte Bergflanke ausgebildete weisse Linien gut zu erkennen. Entlang der Grenzfläche zwischen Granit und Quarz findet sich das abbauwürdige Molybdänit.
  • Der Querstollen bei Laufmeter 115 besitzt als einziger ein Stollenfenster ins Freie.
  • In der Nähe des Stollenfensters sind Kavernen für eine Werkzeugschmiederei und durch doppelte Gitter abgetrennt etwas abgelegen ein Sprengstofflager ausgebildet. Auf der nördlichen Stollenseite befindet sich eine Kaverne in der sich eine Probezerkleinerungsanlage befand. Die später abgebauten Anlagen dienten zur Bestimmung der Konzentratoin des Molybdänits.
  • Am Kreuzungspunkt von Haupt- und Querstollen bei Lfm. 115 befindet sich ein eher steiler Aufgang zur zweiten Bergwerksebene 30 Meter oberhalb. Zum Herabschütten des Abraumgesteins dient ein zweiter Schrägstollen im östlichen Querstollen 115. In der Karte sind beide Schrägstollen mit einem grauen Pfeil gekennzeichnet. 
  • Diese "30 Meter Sohle" dient zum Überpfüfen der Erzqualität entlang der vertikalen Quarzplatten und wurde bis Kriegsende lediglich wenige dutzende Meter vorangetrieben. Eine geplante dritte Ebene wiederum 30 Meter höher wurde nicht ausgeführt.
  • Im östlichen Teil des Systems wurde eine etwa 80 Quadratmeter messende Kaverne ausgebrochen und mit einem bemerkenswert sorgsamen aber unvollendet gebliebenen Holzboden versehen. Es kann angenommen werden, dass dieser Raum nach seiner Fertigstellung als Ersatz für die im November 1944 zerstörten Arbeiterbaracken als Unterkunft hätte dienen sollen. Lt. Schriftverkehr der Werksleitung sollte eine provisorische Unterbringung in Stockbetten zunächst entlang der östlichen Gänge erfolgen.
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Die Versorgungseinrichtungen im Hauptstollen
In drei Schichten trieben bis zu drei Mannschaften gleichzeitig mit pneumatischen Bohrhämmern Stollen durch das harte Granitgestein. Im Haupstollen befanden sich hierzu Kavernen mit Versorgungseinrichtungen für Strom, Wasser und Druckluft.

Hinweis: Die folgenden Bilder sind in jener geographischen Abfolge angeordnet, in der die Ansichten auch einem vom Barackenlager kommenden Bergmann begegnet wären. Begleittexte zu den einzelnen Bildern erläutern den historischen Kontext.

Aufstieg von der Stollensiedlung zum Bergwerk
Bergwerk : Aufstieg von der Stollensiedlung zum Bergwerk
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

Über Zwangsarbeiter wird auf Ebene der Betriebsführung wenig korrespondiert. Knapp und formal wird im Monatsbericht August 1944 berichtet über die Flucht von italienischen und französischen Arbeitern, und deren Festnahme und Einlieferung in das Konzentrationslager Reichenau (Innsbruck). Eine menschliche Komponente in den Formulierungen ist auch ansatzweise nicht zu erkennen.
Allerdings gebührt deutschen Arbeitern zumindest in den Ausführungen der Berichte keine erkennbar bessere Behandlung:

"Die Arbeiterlage war im [August 1944] durch einen sehr hohen Krankenstand mangelhaft. Die italienischen und die französischen Arbeiter, die im Vormonat den Betrieb vertragswidrig verlassen hatten, konnten aufgegriffen werden und befinden sich meines Wissens im Konzentrationslager Reichenau.

Durch die Einberufung der letzten Woche wurden mehrere deutsche Arbeiter dem Betrieb entzogen, dies wirkt sich für die Fortführung des Betriebs äußerst ungünstig aus, da der Betrieb an deutschen Arbeitern ausserordentlichen Mangel hat. (Gam, August 1944 / 33a)






Abraumhalde
Bergwerk : Abraumhalde
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

Man beachte die Gletscherspalten hinter der Abraumhalde.

Mit Aushubmaterial (von unten links aus dem Stollen kommend) wird teilweise auf Gletschereis eine Abraumhalde aufgeschüttet. Heute ist die Abraumhalde stark deformiert, da sich die überdeckten Eismassen langsam in Richtung Tal bewegen. Deutlich erkennt man im tw. von Gesteinsschutt und Sand abgedunkeltem Gletschereis mehrere Spalten.

 

 

 






Das Stollenmundloch auf 2805m Seehöhe
Bergwerk : Das Stollenmundloch auf 2805m Seehöhe
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

"Durch die Baufirma F r i t z wurden die Abmauerungs- und Absicherungsarbeiten des Stollenmundlochs weitergeführt" (Gam, August 1944 / 33a)






Der organisation des Bergbaubetriebes wurde im Laufe des Jahres 1944 zunehmends problematisch
Bergwerk : Der organisation des Bergbaubetriebes wurde im Laufe des Jahres 1944 zunehmends problematisch
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

"Am nächsten morgen [19.8.44] rief [Betriebsleiter] Birkhölzer nochmals Dr.G. an, wie der Einsatz von Burkhardt [als neuer Betriebsleiter] vor sich gehen sollte. Das Ergebnis dieses Ferngesprächs war, daß entgegen der Tags zuvor gegebenen Anweisung Birkhölzer weiterhin verantwortlicher Betriebsleiter des Bergbaus verbleibt, während Burkhardt sofort zu seiner Unterstützung die Probenahme zu übernehmen hat. Ich muß sagen, daß ich, trotzdem ich die Sprunghaftigkeit des Dr.G.s bereits genügend zu kennen glaubte, von dieser neuesten Leistung stark erschüttert war. Glaubte er wirklich noch, durch derartige Handlungsweise eine ehrliche Mitarbeit seiner Angestellten erreichen zu können?

Der augenblickliche Zustand im Betrieb ist unerträglich. Jedermann weiss, daß die Grube zugesperrt werden soll und nur noch das Ergebnis der Probenahme abgewartet werden wird. Der Arbeitseifer ist entsprechend der Vorstellung, daß jede Anstrengung letzten Endes doch umsonst ist. Hinter jeder Anordnung der Betriebsleitung steht die Frage, ob die Ausführung denn auch nötig und gerechtfertigt ist.

Diese und ähnliche Auswirkungen, die hier im Einzelnen nicht ausgeführt werden können, sollten sich die Herren Sachverständige und Oberbergräte in Berlin doch besser überlegen, ehe sie kurzerhand beschließen, daß der Betrieb eingestellt wird, und gleich danach wieder einem befristeten Betrieb zustimmen." (Reh, August 1944 / 33)






Lokomotiven waren keine vorhanden, Loren mußten mit Muskelkraft bewegt werden.
Bergwerk : Lokomotiven waren keine vorhanden, Loren mußten mit Muskelkraft bewegt werden.
(C) Archiv Kristian Hasenjäger





Stillegung des Bergbaus im August 1944
Bergwerk : Stillegung des Bergbaus im August 1944
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

Am 3.8.1944 gab die in Berlin beheimatete "Fachgruppe Metallerzbergbau" bekannt, daß über Anordnung des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion der Bergbau an der Alpeiner Scharte stillgelegt werden soll. (Gam, August 1944 / 33a)

Kurze Zeit später wurde die Entscheidung revidiert und der Betrieb wurde fortgeführt...






Verzweigungspunkt zum tiefergelegenem Seilbahngeschoß
Bergwerk : Verzweigungspunkt zum tiefergelegenem Seilbahngeschoß
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

An dieser Stelle zweigen vom Hauptstollen zwei Stollen im Bild rechts ab, und erreichen über ein geeignetes Gefälle das tiefer gelegene Seilbahngeschoß. Im linken Stollen war ein Schrägaufzug vorgesehen, durch den rechten Stollen hingegen hätten die Loren der Seilbahn mit Gesteinserz befüllt werden sollen.

"Die Stollenverbreiterung (1) zwischen Stollenmundloch und endgültigem Kompressorraum ist durchgeführt worden. Gleichzeitig wurde für den Schrägschacht (2) von der Seilbahnbergstation zur Stollensolhe und für die Bunkerstrecke (3) im nordwestlichen Stollenstoß Raum geschaffen" (Reh, Juni 1944 / 31)

 

1: Die Stollenwand links im Bild wurde aufgeweitet, um dort eine Lüftungsleitung (Reste davon im Bild) zur Kühlluftzufuhr für die Kompressoranlagen zu erstellen. Mangelnde Wärmeabfuhr war eine der Gründe für die schlechte Verfügbarkeit der wichtigen Erzeuger von Druckluft für die Presslufthämmer.

2: Erkennbar als dunkler Abzweig etwa in Bildmitte. Von dort führt eine mit etwa 30 Grad abschüssige Rampe zum Stationsumlauftunnel der Seilbahn. Es war vorgesehen, in diesem Schacht einen Schrägaufzug zum Transport von Lasten einzubauen. Über einen Gleisanschluss wären Wagen von der Stollenebene direkt auf die Aufzugsplattform gefahren, und auf dieser zum Stationsumlauftunnel abgefahren. Zum Einbau dieser Anlagen kam es jeodoch nicht mehr. Ob der Aufzug letztendlich gebaut wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, ist jedoch aufgrund fehlender Montagespuren nicht zu anzunehmen.

4: Die Bunkerstrecke beginnt im Bild rechts hinter dem gemahlenen Gesteinserz. Wie die Rampe für den Schrägaufzug, führt auch dieser Stollen zum Seilbahngeschoss. Über die steilere Bunkerrampe wird das Schüttgut dank seiner Gewichtskraft in die dort am Schienen hängenden Seilbahnloren eingefüllt. Der Stollen verblieb im Rohausbruch, Vorrichtungen zum Bunkern und zum dosiereten Beschicken der Seilbahnloren wurden m.W. jedoch nicht mehr eingebaut.

Interessant mag die Anhäufung an gemahlenem Gesteinserz sein: Möglicherweise hat man hier das durchaus mühevoll ausgebrochene und gemahlene Erz zwischengelagert, in der Hoffnung es nach Fertigstellung der Umlaufbahn rasch ins Tal befördern zu können.






Verbindung vom Hauptstollen zur Seilbahnebene
Bergwerk : Verbindung vom Hauptstollen zur Seilbahnebene
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

Dieser stärker abschüssig Stollen war als Erzbunker zum Beschicken der Seilbahnloren vorgesehen. Die Verbindung ist heute problemlos zu begehen.






Transformatorkaverne
Bergwerk : Transformatorkaverne
(C) Archiv Kristian Hasenjäger





Holzrahmen für Stockbetten
Bergwerk : Holzrahmen für Stockbetten
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

Nachdem das Lawinenunglück im November 1944 nebst Menschenleben auch das Berglager zu 2/3 zerstört hat, war die Unterbringung von Arbeitern im inneren des Bergwerks vorgesehen. Würdige Räumlichkeiten waren dies nicht.






Luke zum Wasserhochbehälter
Bergwerk : Luke zum Wasserhochbehälter
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

Im Hochbehälter wurde Wasser zur Kühlung der Druckluft gepumpt. Wie an den Eiskristallen im Bild leicht erkenntlich war die Anordnung des Hochbehälters eine ungemütliche weil oft vereisende Fehlplanung. Nur wenige dutzend Meter tiefer ist der Berg konstant frostfrei.






Kompressoranlage zur Erzeugung von Druckluft zum Betrieb der pneumatischen Bohrmeißel
Bergwerk : Kompressoranlage zur Erzeugung von Druckluft zum Betrieb der pneumatischen Bohrmeißel
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

"Die Montage der endgültigen Kompressoren braucht nicht bedacht zu werden, da diese noch nicht eingetroffen sind" (Reh, August 1944 / 33)






Vorläufige Trafo- und Kompressorstation
Bergwerk : Vorläufige Trafo- und Kompressorstation
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

Im Bild die Sockel der Druckluftkompressoren im derzeit etwa knietiefen Wasser. Rechts Kabelstränge zur Anspeisung der Motoren.

"In der vorläufigen Trafo- und Kompressorstation bei lfdm 92 - 100 sind die beiden Demag - Rotationskompressoren der Sachsenerz aufgestellt. Daneben ist noch ein Fundament für den in Treibach für elektrischen Antrieb umgebauten erweiterten Blockkompressor vorgesehen. Sobald die elektrischen Anschlußarbeiten in den Trafostationen an der Kahlwand und an der Station IV beendet sein werden (noch vor Ostern), kann die Inbetriebnahme der Rotationskompressoren erfolgen. Danach können gleichzeitig 4 Bohrhämmer, nach Aufstellung des erweiterten Blockkompressors 5 - 6 Bohrhämmer betrieben werden. " (Reh, April 1943)






Holzprobe aus dem Stollen
Bergwerk : Holzprobe aus dem Stollen
(C) Archiv Kristian Hasenjäger

Der Stollen durch das Berginnere zeichnet sich klimatologisch durch eine besondere Vielfalt aus, wobei Temperatur und Feuchtigkeit über das Jahr offensichtlich nur wenig variieren. Während im feuchten (tieferen) Stollen Holz bis zur Unkenntlichkeit vermodert, wird es im besonders gut "konservierenden" Mittelabschnitt bestens erhalten: Die im Bild gezeigte Holzprobe wirkt als ob sie lediglich wenige Monate alt wäre.





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