![]() | Unter dem weißen Teppich
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Klimawandel und Snow Farming zeichnen das Bild im Jahr 2018.
Tatsächlich bewegen sich die Besucher ausschließlich auf ausgedehnten Flächen aus Kunststoff-vlies. Aufgrund der steilen Abbruchkanten am Vliesende ist das echte Resteis für viele Gäste unerreichbar. Der schneelose Gletscher selbst zeigt sich dunkel abweisend, rau und unzugänglich. Nur das weiße Kuschelvlies bietet Sicherheit und lädt zum Verweilen ein.
Von der Bergstation der Schaufeljochbahn 3200m begibt sich der Besucher einige hundert Meter bis zum Rundgasthaus Jochdohle. Der Weg dorthin, etwa 200 Meter, ist vollständig mit "Geotextil" vermattet, ein weisses Kunststoff-Vlies .
Auch um das Gasthaus Jochdohle herum ist die Fläche mit Geotextil versiegelt. Die etwa 3 Meter breiten Kunststoffbahnen sind überaus gut verschweisst. Das Skurrile ist, dass der Gast nicht zum ersehnten echtem Schnee kommt, der Schnee wird dem Gast vorenthalten. Dort wo das Vlies endet haben Sonnenstrahlen den echten Schnee etwa zwei Meter in die Tiefe weggebrannt. Der grosse Vliesplatz bietet somit kein Entrinnen, denn an seinen Rändern fällt es steil hinab. Derweil dort der grosse gesuchte Schnee läge. Abenteuerlustige Besucher in Winterausrüstung, Selfiestick und Hund haben viel probiert, aber es gab kein hinkommen.
Den Gästen bleibt also nichts anderes übrig, als auf Plastikvlies herumzutrampeln und sich dennoch zu freuen. Bis winterlich fest in Gummistiefeln und stärkstem Anorak eingekleidete Kids entdecken, dass das Vlies Löcher hat, dass sie diese Löcher mit viel Kraft erweitern können. Denn darunter befindet sich echter teilweise weißer Schnee. Das ist also das Tiroler Hochgebirge wie es das Fernsehen weltweit zeigt!
So wurde aus dem Vlies der wertvolle Schnee geschürft, Schneeballschlachten ausgerichtet, am Vlies ein Schneemann gebaut und kontinuierlich Instergrammisiert. Welch eine Freude!
Am Rande waren blecherne Container nach ISO-Norm 668 abgestellt. Eine der älteren Jungs hat irgendwie herusgefunden, dass sich hinter dem Container das Vliess abziehen lässt, da es am Rand schlecht befestigt war. So kämpfte der Junge mit aller Kraft für seinen Schnee, und schaffte es tatsächlich das widerborstige filzige Vlies zur Seite zu reißen und einige Quadratmeter echten Schnee freizulegen. Sodann machte er auf sich aufmerksam, die gesamte Familie fand sich ein und konnte sichtlich begeistert mit eigenen Füssen am überwiegend weißen Schnee stehen. Es wurde ein Schneemann erstellt. Und photographisch im Gruppenbild dokumentiert.
Damit war das grosse Glück doch noch gefunden, alle hatten einen großen Spaß und ich eine Freude dieses beobachten zu können. Dass sich die Piefke Saga (vierter Film, völlige Dystopie) tatsächlich noch toppen lassen kann, hätte ich jedenfalls nicht erwartet.
(NB: Alle "echten" Billder in 16Mpx verfügbar, SLR)