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Die Erkundung (2008)

An und für sich verwundert es, dass "das Ding" so lange nicht "gemacht" wurde, der Aufstieg ist ggf. etwas heikel im letzten Abschnitt, aber lohnend allemal.


Übernachtet wurde in der Theodulhütte auf etwa 3300m, erreicht von Zermatt mit den perfekten Seilbahnen bis Trockener Steg, dann Abendspaziergang entlang des Theodulliftes bis zu Hütte. Von dort ging es nach dem nächst morgendlichen Frühstücksbuffet gegen 7:15 zunächst raus auf die leicht neu eingeschneite Dachterrasse, und sodann rein in die zähe Nebelsuppe. Und hinab stochernd entlang der Bontadini Liftachse, bis zu den Liftspinnen oberhalb von Plan Maison, wo wir bis zur Moräne des ehem. Furgggletschers querten. Vorbei an den diversen und nur zum Teil abgebauten Sesselliftstationen, welche vom Stil her einem Bauhaus-Kubismus zugeordnet werden können.  Als Zeit- oder Zehrersparnis erwies sich die hohe Querung der Bergflanke Richtung  Matterhorn gegenüber einem Abstieg zu Plan Maison leider nicht.


Das Wetter erschien zunächst nicht unbedingt förderlich dem Gemüt, denn Nebel und Schnee stemmten sich während des weiteren Anstiegs gegen ein rasches Vorwärtskommen. Was etwas ungut war, denn jegliche Wegführung war unter der Schneedecke der weiten Gerölllandschaften nicht wirklich zu erkennen. Von einem älteren Herren, der uns ein wenig begleitete im unteren Abschnitt, bekamen wir dankenswerterweise einen vereinfachenden Hinweis:  Solange stur im Nebel lotrecht aufsteigen, bis wir zur ehemaligen Piste 9 gelangen würden. Die Skipiste sei zum Abgrund hin gesichert durch einen markanten Holzverbau. Wobei dieser, wie sich alsbald herausstellen sollte, über Jahrzehnte durch Schneelast und Feuchte geradezu wie ein Kunstwerk bündig auf den unebenen Geröllboden gedrückt wurde. Hier oben vereinfachte sich die nebelige Wegfindung,  der Schnee war hier offenbar weitgehend fortgeblasen. Jedenfalls funktionierte sodann die Strategie "immer dem verstreuten Abfall entlang".  Dies ist eindeutig die ehemalige Skipiste,  unser Weg. 

Der ältere Herr hatte die Nacht im Betonkubus der Sesselliftstation verbracht, nach einem kleinen Ausflug tags zuvor auf das Breithorn. In seiner Jugend, so seine Schilderung, ist er öfters im Sommer mit der Furggenbahn gefahren, um dann talwärts weite Abschnitte der sommerlichen Skiabfahrt auf Plastikfolie sitzend hinabzugleiten.

Angenehm fiel auf, dass der Pistenraum ehemals offenbar ohne übergroße Strukturen zur Sicherheit gestaltet werden konnte. Heute übliche orangene Plastiknetze und -Polsterungen fanden wir nicht vor: Die schroffen Bergflanken eröffnen sich dem Betrachter zwar übersät mit Holz -, Hanf- und Drahtseilrelikten, welche jedoch im Laufe der Dekaden in immer kleinere Relikte bis zur Unkenntlichkeit zerfallen, mit dem Boden wieder eins werden.  Am Gletscher auf Plateau Rosa hingegen bietet sich heute ein anderes Bild.
Ab und an stoßen wir auf Interesse weckende Relikte, wie Ski mit geschraubten Metallkanten oder auf Holzpanele aufgemalte Pistenbeschilderung.


Ehemals war die Piste 9 bis weit in die heißen Sommermonate weitgehend schneebedeckt, und wurde auch regulär mit Ski bis Plan Maison befahren. Heute hingegen finden wir lediglich unterhalb des Steilstücks am Grat nennenswerte Schneemassen vor. Aber auch im Hochwinter dürften die Schneeakkumulation unterhalb des Grates nicht mehr ausreichen, um eine gesicherte Piste zu ermöglichen.

Im finalen Steilstück vor dem Grat stellt sich zunächst ein beständiges Schneefeld in den Weg, welches bis zum ersten Felsriegel doch recht flott ansteigt. Zu unserer Freude brach hier die Sonne durch den Nebel, und ermöglichte uns unerwartet erste Blicke auf den berühmten Skitunnel, wir standen genau unter diesem. Ab hier kamen unsere Steigeisen zum Einsatz. Einen  im Steilen unangenehmen ausgearperten Felsriegel konnten wir rechts auf Schnee umgehen.  Ein vom Winde verwehtes Fixseil konnte ich jedoch nicht erreichen. Eine mit einer dünnen Eisschicht bedeckte steilere Felsrampe unterhalb erschien einladend.  So querten wir stattdessen auf dem Felsriegel gegen Links, bis eine hinreichend dicke Schneedecke einen angenehmen Aufstieg mit unseren Steigeisen ermöglichte. Es ging es gut aufgemuntert die letzten dutzende Meter hinauf bis zur Schneewechte bzw. zum Grat. Und sogleich weiter wieder im Nebel einige hundert Meter zum Tagesziel, der Furggen Seilbahnstation....

 


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// TODO: rein schreiben!

Dort angekommen, wurde vor dem mitten im raum stehenden generator erst mal ordentlich gespeist, wobei das brot kaum mit schinken und salami belegt war, und schon wurde mit der inspektion der station begonnen...

@Pilatus: Wir sind den tunnel nicht gänzlich bis zu seinem ende gegangen, wie weit genau weiss ich nicht da das ende nicht sichtbar war. Beim zurückgehen zählte ich etwa 160 stufen. Der letzte teil war mir weniger geheuer, da dieser ziemlich extrem an der felswand klebt, und auf fotos von plan maison aus ein loch in der wand zu erkennen ist. Wolte da nicht durch einen dünnen estrich einen abgang in die tiefe machen...
Der erste teil des tunnels, ca. 20 meter, verläuft durch einen bergmännisch erstellten stollen. Alsdann folgt ein 90° knick in richtung bergflanke. Geradeaus ging es im berg möglicherweise ursprünglich weiter, aber dieser teil vom tunnel ist durch eine betonmauer abgeschottet.

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Die leichtziegelelemente der tunneldecke, die ursprünglich auch als schalungselemente dienten (geniales system, heute vergessen!), kamen beim kleinsten hauch von der decke. Allgemein lässt sich feststellen, dass die italienische alpinbauweise System Rimini dem frost nicht unbedingt gewachsen war, aber zum glück galt dies nur für nichttragende elemente. Jahrelange analyse zerbröckelnder ital. autobahnbrücken und korbliftmasten erlaubt es mir, diesen schluss zu wagen. Die riminibauweise findet (zusammen mit ihrer partikulären und scheinbar traditions- aber keinesfalls geschmacklosen architektur) anwendung bis etwa in die 1970er jahre.
Hier im beispiel ein empfindlsameres mauerwerk in frostschutzklasse Rimini: :-)

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Tragenden Strukturen hingegen erscheinen in italienischer Manier weiser weise überdimensioniert, sofern das Auge dies überhaupt bewerten kann. Jedenfalls hat sich die Perronstatik während unseres Aufenthalts auf ebendiesen als hinreichend zeit- und lastbeständig erwiesen:

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Das Klima im Gebäude war ein eher eigenartig. Innen teils warmfeucht  (durch Außenluft) und kalt (Felsseite im hinteren Teil des Gebäudes) gleichzeitig.  So bildeten sich stimmungsvolle  Nebelschwaden in Gängen und Schächten. Es tropfte von Wänden und Kavernen, während Anderswo mächtige Eiszapfen und -Flächen sich bildeten.
Der Antrieb der Seilbahn befand sich in der Talstation. Daher bestand die mechanische Ausrüstung der Bergstation aus relativ spartanisch wirkenden Konstrukten für Trag- und Zugseilabspannungen im hinteren Teil des Gebäudes.

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Eine abschließende Subjective Camera Einstellung am Dach:

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Retour in der Hütte waren wir gegen 18:30, nach  etwa 1600 Höhenmetern.






Vorschau zum Ausflug zur Mittelstation Cime Bianche II am darauf folgenden Tag:

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