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Die Zeit nach 1945

Nach Kriegsende wurden sämtliche verwertbare Anlagen abtransportiert und anderweitig eingesetzt. Seilbahnanlagen fanden im Magnesitbergbau Tux im benachbarten Zillertal wieder Verwendung, Maschinen der Aufbereitungsanlage wurden vom Kupferbergbau Mitterberg übernommen. Die Stromleitung zum Bergwerk wurder zur Kupferrückgewinnung wieder ausgegraben, unzählige weitere Teile fanden sich im Valstal auf Bauernhöfen wieder.

Nebst dem Stollensystemen und den stufenförmigen Planierungen am Orte der Arbeiterbaracken verblieb einzig das markante Seilbahngerüst am Berg. Der eigentliche Abbau von Molybdänit konnte somit nie begonnen werden, obwohl die nötigen inftrastrukturellen Anlagen zu Jahresbegin 1945 nahezu fertig gestellt waren. In den dem Kriegsende folgenden Jahren galt das Interesse hin und wieder der Frage, ob ein Abbau von Molybdänerz nicht mit modernen Methoden ökonomisch sinnvoll sei. Wiederholt wurden Gutachten und Projekte erstellt, ohne daß diese jedoch konkretisiert würden:

“Bund und Land haben vor wenigen Tagen Gelder für die Aufschließung zur Verfügung gestellt. Mit den Arbeiten wird nach der Schneeschmelze begonnen” meldet die Tageszeitung Kurier im März 1976. Professor Mostler hält das Molybdänvorkommen für “durchaus Abbauwürdig, vor allem dann, wenn es gelingt, diesen Raum durch eine Straße zu erschließen.”

Bis auf einzelne Erwähnungen in vorwiegend geologischen Fachpublikationen fand das Geschehen um den  Bergwerksbetrieb 1941-1945 in Medien bzw. Vergangenheitsaufbearbeitung jedoch keine weitere Beachtung.

1986 berichtet Karl Götzendörfer in einem Fachbeitrag im Journal “Lapis” über die geologischen Gegebenheiten und widmet darüber hinaus einige Zeilen der Bergwerkshistorie. Den abschließenden Absatz eröffnet er mit “Offen gestanden gab es ernsthafte Bedenken, diesen Bericht zu verfassen”. Diesen Gedanken führte Götzendörfer nicht etwa aufgrund seines Respekts vor der menschlichen Tragödie an. Vielmehr argumentierte er mit “[…] die traumhaften Eisbildungen in den Stollen sind sehr leicht zerstörbar und würden wirklich größte Vorsicht verdienen”.

Schließlich wurde 1989 die Erzaufbereitungsanlage im Tal vom Bundesheer auf Antrag der Gemeinde Vals gesprengt und das Gelände vollständig eingeebnet und begrünt:

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Fotostrecke: Der vollständige Rückbau des Areals der Aufbreietungsanlage in Innervals

   

“Im Valser Tal verschwindet endlich ein Relikt aus der Kriegszeit” betitelt Innsbruck Aktuell im November 1989 die kurz bevorstehende Sprengung. Es “[…] soll nun der endgültige Schlussstrich unter diese leidige Geschichte gezogen werden”. Dieser letzte Satz mag wohlfeil den Zeitgeist der damaligen Periode in Bezug auf das Kriegsgeschehen widerspiegeln.

2007 wurden Reste des 32mm starken Tragseils der Seilbahn per Hubschrauber aus dem Hochgebirge abtransportiert. Satte 20 Tonnen Tragseil wurden zuvor in zahlreiche Teilstücke zerlegt. "[Die Seile] bedeuteten  neben einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes auch einen ernstzunehmenden Gefahrenfaktor, da es bereits zu mehreren Blitzschlägen kam." (Vmtl. Firmenmitteilung Abfallwirtschaft Tirol Mitte, 25.10.2007).

Nahezu sämtliche Spuren der Vergangenheit wurden über die Jahrzehnte mit erstaunlicher Konsequenz getilgt. Am Ort des Lawinenunglücks vom November 1944 mit seinen 22 Toten erinnert eine kleines Schild "Ehem. Molybdänbergwerk 1941 - 1945 Bara(c)kenlager / DAV Sektion Landshut"  (Stand April 2010).

Außer einer eher zaghaften Recherche eines Redakteurs der Zeitschrift 'Alpin' Anfang der 1990 Jahre scheinen im letzten Jahrhundert keine weiterführenden zeithistorischen Untersuchungen durchgeführt worden zu sein.  Einige Jahre nach der Jahrhundertwende wurde dem Geschehen um den Kriegsbetrieb Alpeiner Scharte von Bevölkerung und Historikern jedoch umsomehr Aufmerksamkeit zuteil.  Es scheint (April 2010) somit lediglich eine Frage der Zeit zu sein, bis das Gelände mittels Schautafeln und Informationsmaterial gezielt geschichts- und freizeitinteressierte Gäste anlocken wird.

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(c) 2003 - 2010 Kristian Hasenjäger.
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