La Superstrada di Scampia
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Karten Legende / Legenda cartina / Map legend
: Abschnitt Gesperrt / Svincolo chiuso / Closed exit or ramp |
DEUTSCHE ZUSAMMENFASSUNG: Das besondere Merkmal dieser etwa 8km langen Schnellstrasse durch diverse Vororte Neapels ist zweifelsohne die Gesamtheit der zahlreichen gesperrten Auf- und Abfahrten:
Innesto Asse Mediano, Melito, Scampia Est, Scampia Centro, Secondigliano, Capodichino. Symbole einer gescheiterten Strukturentwicklung. Einige sind bereits von einer üppigen Vegetation überwachsen, andere hingegen sind von Nomaden in Besitz genommen. Zudem eignen sich diese Nicht-Orte offenbar zur vereinfachten Müllentsorgung. Die Schnellstrasse erschliesst prominente Landschaften wie den gescheiterten Wohnhauskomplex "Vele di Scampia" im Film "Gomorrha" von Roberto Saviano.
Der südöstliche Streckenabschnitt mit seinen zahlreichen Viadukten blieb Jahre oder Jahrzehnte im Rohbau stecken. Die Genehmigung zum Abriß eines Hauses das einem Brückenbau im Wege stand, konnte nicht erlangt werden. Teilabschnitte dienten praktischerweise der Jugend zur Veranstaltung von Autrennen. Im Mittelteil verweilt eine Anschlußstelle seit 15 Jahre im immer grüner werdenden Dornröschenschlaf, da der zuführende 1.5km lange Straßentunnel im Bau einstürzte . Dabei starben 11 Menshen.
.:: Eine visuelle Google Earth Analyse auf den Spuren der Partikularismen neapolitanischer Verkehrsinfrastruktur ::.
SINTESI IN ITALIANO: La caratteristica interessante di questa superstrada urbana lunga circa 8km nella periferia di Napoli sono le sue numerose rampe e svincoli chiusi al traffico, sbarrate da pesanti strutture in cemento armato o guard rail: Innesto Asse Mediano, Melito, Scampia Est, Scampia Centro, Secondigliano, Capodichino. Simboli dello spazio urbano perduto.
Qualche rampa ormai e rivestita da una fitta vegetazione, altre sono prese in posesso da nomadi. Inoltre pare che questi non-luoghi sono perfettamente adatti per lo smalitimento dei rifiuti. La Superstrada collega luoghi eminenti come il complesso residenziale delle Vele di Sampia, reso famoso dal film "Gomorrha" di Roberto Saviano.
Il tratto sud-orientale di questa arteria con i suoi numerosi viadotti rimase incompleto per anni o decenni: Mancava l'autorizazzione per abbattere un edificio. Così che su qualche tratto adiacente vennero organizzati gare di velocità.
.:: Un'analisi visuale con Google Earth alla ricerca delle particolarità infrastrutturali in Campania ::.
ENGLISH SUMMARY: The special feature of this 8km long urban highway linking various suburbs of Naples are undoubtly its numerous closed ramps and exits. Symbols of widely lost urban spaces. Some are already overgrown by lush vegetation, some others are takein in posession by nomads. In general, those non-places seem to be ideally suited for anonymous garbage disposal. The highway touches prominent locations, like the failed residential complex of "Vele di Scampia", which became largely known through Roberto Saviano''s Movie "Gomorrha".
The south-eastern section of the highway with its numerous viaducts remained incomplete for years or decades.. The approval for the demolition of a house which stood in the way of a bridge could not be obtained. Conveneintly, some adiacent sections were used to organize speed races. Many highway exits remained close for now 15 years under their fast growing green covers.
One ramp access, a 1,5km long road tunnel running under houses and squares, collapsed during construction time causing 11 death.
.:: A visual Google Earth analysis resaerching infrastructural particularisms in Naples ::.
![]() | Vista d'insieme / Übersicht / Overview
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![]() | 8: Capodichino
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Übersicht. Rechts unten der den Ortsteil dominierende Kreisverkehr, den das wuchtige aber dennoch organisch wirkende Brückenbauwerk entlasten soll
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Gelpante Metro Station Di Vittoria, unter obigem Kreisverkehr. Ein Himmel in der Hölle.
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Irgendwann wird die Metro Linie 1 auch hier vorbeikommen unter dem großen Platz mit dem Rondell vorbeikommen, auf dem Weg zum Flughafen. Die Projekte sind bereits ausgearbeitet. Es muß angemerkt werden, daß die bereits fertiggestellten Abschnitte der Linie 1 insgesamt einen erstaunlich gepflegten Eindruck hinterlassen, und dank ihrer vielfach mit Skulpturen und Kunstwerken ausgestatteten Stationen ein bemerkenswerten Kontrast zum vielfach problembehafteten Umfeld darstellen.
Links erkennt man unsere Schnellstraße.
![]() | 7: Secondigliano
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Während das Bauwerk langsam zuwächst, erkennt man am nördlichen Ende der Anschlusstelle eine weite Baugrube mit einer Reihe an horizontalen Aussteifungsbalken: Hier hätte die Strasse in zwei Tunnelröhren durch etwa 1500 bergmännisch aufgefahrene Meter Richtung Norden geführt werden sollen. Die unterirdische Arterie hätte Arzano und Miano miteinander verbunden, eine Anstrengung der öffentlichen Verwaltung um gescheiterten Vororte enger an die Stadt anzubinden.
Die Tunnelarbeiten dauerten bereits Jahre. Bis zum Schicksalstag, am 23. Januar 1996: Es fehlten noch etwa 200m bis zum Durchstich. Unter der quirligen zentralen Verkehrskreuzung von Secondigliano waren elf Arbeiter zu der Zeit im finsteren Tunnel am werken. Als plötzlich die Straße einbrach. Ein dreistöckiges Wohnhaus brach in sich zusammen und hinab in den sich öffnenden Krater. Gas entwich durch gebarstene Leitungen. Es kam zur Explosion. Elf Menschen verloren ihr Leben.
Die Tragödie war angesagt, sie erschien unvermeidbar. Vor dem Unglück kam es immer wieder zu Setzungen und Rissen an Gebäuden. Besorgte Bürger fordeten die Einstellung der Tunnelarbeiten. Der nur wenige Meter unter der Oberfläche führende Tunnel schürte Angst. In der Tat wurde der Bau mehrmals gestopppt, Gutachten eingeholt, es wurde versichert und gehandelt. Und weitergebaut.
Im Krater verloren zwei Mädchen das Leben, die um halb fünf abends die stark befahrene Straße überqueren wollten. Zwei Männer in einem Lieferwagen, ein weiterer Lenker eines Autos, eine junge Studentin die im Zimmer ihrer Eltern am lernen war. Fünf Tunnelarbeiter. Elf Leben.
Ausfahrt Secondigliano zur südlichen Tunnelzufahrt
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Die Auffahrtrampen erscheinen gedrängt und eng, die Beschleunigungs- und Verzögerungsspuren etwas kurz geraten. Man mag meinen, daß diese Anschlußstelle nach den Verkehrstechnisch noch eher naiven Regeln der 60er Jahre geplant wurde. Doch diese Anschlussstelle birgt mehr in sich, Schicksalsschläge und menschliche Tragödien, als an einem Wintertag 1996...
Am oberen roten Balken im Bild beginnt der 1500 Meter lange Tunnel Richtung Miano.
Tunnel Arzano - Miano
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Der etwa 1,5km lange Tunnel hätte als einzige Zuführung zur Anschlußstelle Secondigliano (im Bild unten) dienen sollen. Etwa in Bildmitte gelb markiert der Ort des Tunneleinsturzes von 1996. Seitdem stehen die Arbeiten still, es hätten etwa 200m Vortrieb gefehlt, bis sich die Bergmannschaften beider Angriffsseiten getroffen hätten.
Nördlicher Tunneleingang in Miano
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Hier endet der 1,5 lange und nie fertiggestellte Tunnel.
Im fragmentierten Kleinumfeld befinden sich dennoch für den gestressten Urbanauten grüne Inseln der gewissen Ruhe in individuell gestalteter Ursprünglichkeit. Sie wirken als Abkapselung zur feindselig dominierenden und letztendlich in sich verlierender Landschaft.
![]() | 6a/b: Piscinola / Scampia Centro
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Eingerahmt "Le Vele". Im unteren Feld bereits die Ersatzbauten
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Links die Superstrada, dahinter die hier oberirdisch verlaufende U-Bahn
Übersicht
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Scampia wird links umgriffen von der Schnellstrasse. Im rechten Teil ist eine streng geometrische aber möglicherweise zu grosseflächig ausgerüstete Parkanlage ersichtlich. Die aus dem Film "Gomorrha" bekannt gewordenen Häuser "Le Vele" (die Segel) schließen südlich an den Park an.
Einige Wohnriegel der Vele wurden abgerissen und durch niedrigere Wohnbauten ersetzt, der Zugang zu Bus- und U-Bahnhof verbessert.
Alte Situation: Ausfahrt 6b - Scampia Centro
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Ehemals Anfang und Ende der Schnellstrasse. Der Verkehr wurde durch zwei Haarnadelkurven von der eigentlichen Chaussé zwangsweise über die Abfahrtsrampen umgeleitet. Diese Haarnadelkurve und der gerade Streckenabschnitt davor lassen Formel 1- ähnliche Rennenveranstaltungen erahnen. Nördlich der Schnellstrasse scheint im Moment der Bildaufnahme ein Markt stattgefunden zu haben. Das Leben scheint den Umgang mit dem Irrealen gewohnt zu sein.
Unten links die Stumpfgleise hinter der Endstation der Metro. Irgendwann wird die Linie zum Flughafen verlängert. Irgendwann folgt von dort der Ringschluss zur Stazione Centrale. Irgendwann. Bekanntgegeben wird stets, wann die Linie fertig ist, nicht aber wann mit den Arbeiten begonnen wird.
Neue Situation: Ausfahrt 6b - Scampia Centro
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Der Renncircuit wurde aufgegeben, der vormalige südöstliche Endpunkt der Schnellstrasse ist somit Geschichte. Nach Jahren des Dornrößchenschlafs im Rohbauzustand wurde die Strasse bis zur nächsten Ausfahrt fertiggestellt.
Alte Situation: Fussgängerzugang zur Metrostation
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Am unteren Bildrand ist die Endstation "Piscinola" der Metrolinie 1 erkennbar, eine direkte Verbindung zum Stadtzentrum und tatsächlich erstaunlich sauber und effizient. Unglücklicherweise schneidet die auf dem Damm verlaufende Schnellstraße die Station von den nördlich gelegenen größeren Wohnvierteln ab. Lediglich ein kleiner enger Durchlass ermöglichte den gepeinigten Bewohnern das Passieren.
Neue Situation: Fussgängerzugang zur Metrostation
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Der enge Fussgängertunnel unter der Schnellstraße wurde durch einen etliche dutzend Meter weiten Durchgang ersetzt. Es ist anzunehmen, daß der alte Durchgang extremst verschmutzt und unsicher war, und daher nicht benutzt wurde. Hier hat die Verwaltung durchaus positive Zeichen gesetzt.
![]() | 5: Scampia Est (SP1)
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![]() | 3: Mugnano / Melito (S.S. 7 bis)
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Für den Verkehr gesperrte Auffahrt Richtung Capodichino
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Rechts die Umzäunung des Ipermercato Auchan, eine französische Supermarktkette.
Der grosse Wegweiser nach Secondigliano thront über der grossen Gemeindestraße nach Mugnano. Ein orangenes Netz überzieht das Schild und signalisiert, daß man der Richtung wohl doch nicht folgen sollte: Die Auffahrtsrampe ist durch schwere Betonblöcke verbarrikadiert. Wer zum Flughafen nach Caopodichino will, muß durch Scampia durch. Ein kleiner Flußlauf habe die Standsicherheit eines Brückenpfeilers kompromittiert.
Eine Paralyse, die der Bürgermeister von Mugnano, Daniele Palumbo, und der Assessor für Verkehr der Provinz, Mario Casilio, jetzt mit einer Zusammenkunft von Exponenten der Region, der Provinz und der Stadtgemeinde Neapel endlich lösen wollen.
Damit möchte man das Zuständigkeitsproblem beheben, das bisweilen einer Sanierung entgegensteht: Die Auffahrt zur Superstrada wird zwar von der Stadtgemeinde Neapel unterhalten, aber die Verantwortung für das Rinnsal -das ja für die Instabilität des Brückenpfeilers verantworlich ist- liegt bei der Region.
In der Zwischenzeit sind von der Region ´Finanzmittel in der Höhe von 4 millionen Euro für außerplanmäßige Unterhaltungsarbeiten an der Zubringerstraße zur gesperrten Auffahrt bereitgestellt worden.
(Quelle: Inter-Napoli, 6.1.2008)


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